Manchmal fragen uns Kunden, ob man in Anbetracht des Klimawandels, guten Gewissens Handwerksprodukte in Afrika bestellen kann? Sie fragen sich, ob es nicht grundsätzlich besser wäre, sich seine Sachen beim lokalen Handwerker fertigen zu lassen, berücksichtigt man den CO2-Effekt einer Bestellung. Aus diesem Grund haben wir einmal ein bisschen nachgerechnet.
Mit dem Gründen des Urban Change Labs verfolgen wir das Ziel, die Welt schöner und nachhaltiger zu machen. Also ökologisch, sozial und ökonomisch zu verbessern. Bezüglich der positiven sozialen und ökonomischen Effekte der Ideen-Plattform waren wir uns von Anfang an relativ sicher, das Richtige zu tun. Zu den ökologischen Wirkungen war es eher ein Bauchgefühl. Uns erschien der ökologische Effekt ganz grundsätzlich vertretbar gegenüber den sozialen Vorteilen des Konzepts.
Nun wollten wir es, inspiriert von ein paar Fragen kritischer Kunden, etwas genauer wissen und haben mit Unterstützung externer Experten nachgerechnet:
Der CO2-Effekt einer Bestellung in Kenia
Wenn ein Kunde über uns seine Idee von einem Handwerker in Afrika herstellen lässt, führt das immer zu einem Warenstrom z.B. von Nairobi nach München. Hierfür wird Energie für den Transport aufgewendet, die zu einem CO2 Ausstoß führt. Die Frage ist, wieviel CO2 wird zum Transport dieser Bestellung emmitiert, also ausgestoßen. Und vor allem, wie verhält sich das zu anderen Formen des Konsums. Da es uns hier um einen Vergleich zwischen der Herstellung in Afrika und der lokalen Produktion geht, betrachten wir hierbei nur den Transport des fertigen Produkts vom Handwerker zum Kunden. Der Transport der Rohmaterialien zum Handwerker lassen wir bewusst außen vor, da wir davon ausgehen, dass Rohmaterialen wie Leder, Holz und Stoff jeweils lokal verfügbar sind und genutzt werden. Tendenziell dürfte der Handwerker in Kenia hier sogar im Vorteil sein.
Eine durchschnittliche Bestellung beim Urban Change Lab wiegt ca. 1 kg (z.B. Tasche) bis 2kg (z.B. Besteckkasten) und wird in einem Paket mit einem Volumen von 0.015m³ bis 0.05m³ verschickt. Für den Versand gibt es zwei Möglichkeiten, den Seeweg (z.B. Nairobi nach Mombasa per LKW oder Zug, Mombasa nach Hamburg mit dem Schiff, Hamburg nach München per LKW oder Zug) oder Luftfracht (Nairobi nach Frankfurt per Luftfracht, Frankfurt nach München per LKW oder Zug). Wir bevorzugen langfristig den Seeweg, da wir auf entschleunigten Konsum setzen und insofern die Lieferdauer für unsere Kunden i.d.R. nicht entscheidend ist. Für den CO2-Ausstoß ist es jedoch sehr entscheidend, ob Luft- oder Seefracht genutzt wird. In den von uns genutzten Strecken zeigt sich, dass Luftfracht einen ca. 10 mal höheren CO2-Ausstoß verursacht.
Wir haben übrigens verschiedene CO2-Berechnungstools ausprobiert um sicher zu sein, dass wir auch mit realistischen Werten rechnen. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse der verschiedenen im Netz verfügbaren Rechner sehr ähnlich sind. Wir haben mit dem CO2-Rechner von DHL gerechnet und uns das Ergebnis von externen Experten bestätigen lassen. Bei unseren Berechnungen haben wir innerhalb Deutschlands immer den LKW und nicht den Zug genutzt, da für unsere Produktklasse i.d.R. LKWs genutzt werden. Darüber hinaus wurde somit im Tool auch gleich die letzte Meile (also bis an die Haustüre) berücksichtigt.
Beispielrechnung für eine Tasche von Nairobi nach München (1 kg)
Bespielrechnung für einen Besteckkasten (2kg) von Nairobi nach München
Wie man sieht, verursacht der Transport einer Tasche über den Seeweg von Nairobi nach München ca. 1kg des Treibhausgases CO2, der Besteckkasten ca. 3,4kg.
Dies liegt etwas über dem Niveau des Transports eines vergleichbaren Produkts aus Asien. Oder fällt bei der Produktion von 100 Gramm bzw. 340 Gramm Rindfleisch an.
Wie groß ist der CO2-Effekt für die Logistik von Vergleichsprodukten aus lokaler Fertigung
Bevor wir mit dem Rechnen starten: Grundsätzlich halten wir es für eine sehr gute Idee, das lokale Handwerk zu fördern, überall in der Welt, also auch in Deutschland. Handwerk ist Kunst und Tradition und von einem Handwerker hergestellte Einzelstücke oder Kleinserien sind etwas ganz besonderes. Unser Ziel ist es, dass wir schnelllebige, industrielle Wegwerfprodukte durch liebevoll hergestellte, langlebige Handwerksprodukte ersetzen. Hierdurch ergibt sich eine positive Ökobilanz, unabhängig vom Herstellungsort.
Bei lokaler Produktion haben die indivuellen Umstände unter denen der Handwerker mit dem Kunden zusammenarbeitet einen wesentlichen Einfluss auf den CO2-Ausstoß. Wer seinen Handwerker in Laufnähe hat, oder mit dem Fahrrad erreichen kann, verursacht natürlich einen CO2-Ausstoß der kaum mehr ins Gewicht fällt (man würde ja ohnehin atmen). Gänzlich anders sieht die Sache aus, wenn man mit dem Auto zu seinem Handwerker fährt um sich etwas fertigen zu lassen. Dann stellt sich die Frage, wie weit kommt man um 1kg CO2 auszustoßen (Tasche) oder 3,4kg (Besteckkasten):
Geht man von einem durchschnittlichen Auto mit 8 Liter Benzinverbrauch pro 100 km aus, verbrennt dieses Auto ca. 185g CO2 pro km (wenn euer Auto weniger verbraucht könnt ihr dann im Verhältnis herunterrechnen). Hieraus ergibt sich, dass man für eine Taschenfertigung (1kg CO2 für den Transport von Nairobi nach München bis vor die Haustüre, also 1.000g) 5,4km fahren könnte. Falls ihr nur zum Abholen zu euerem lokalen Handwerker fahrt, dürfte dieser dann 2,7km weit weg sein. Wenn ihr euch mit dem lokalen Handwerker vorab zur Auftragsvergabe treffen möchtet, dann wären 1,3km Entfernung zum Handwerker vergleichbar zu einem Transport aus Kenia mit einem Logistiker.
Beim Besteckkasten sind es 3,4 kg CO2 für den Transpart des 2kg Pakets aus Kenia. Das entspricht dann ca. 18 km Autofahrt. Also ca. 4,5 km Entfernung zum lokalen Schreiner (einmal hin zum Bestellen, einmal hin zum Abholen). Falls euch diese Zahlen überraschen: Wenn ihr mit dem Auto fahrt und 2kg transportiert, bewegt ihr über 1.000 kg Eigengewicht, beim LKW stehen den 2kg transportiertem Gewicht weniger als 2kg Eigengewicht gegenüber. Somit kann der LKW prinzipbedingt mehr als 500 mal so effizient sein als der eigene PKW. Beim Schiff siehts noch etwas besser aus.
Wie gesagt, es kommt immer darauf an. Aber wir hoffen, euch mit unseren Ausführungen bei der Entscheidung, ob ihr eine Bestellung in Afrika verantworten könnt geholfen zu haben.
Uns hat das Nachrechnen auf jeden Fall in unserer Einschätzung bestärkt, dass wir unser Geschäft guten Gewissens ausbauen können. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass wir aktuell noch per Luftfracht transportieren. Dies liegt vor allem an der noch geringen Anzahl an Bestellungen, die eine großflächige Konsolidierung noch nicht zulassen. Mit eurer Hilfe können wir aber schon bald auf Seefracht umstellen.
Um euch die Entscheidung, ob ihr uns einmal ausprobieren möchtet noch einfacher zu machen, haben wir für alle bisherigen Bestellungen einen CO2 Ausgleich über CO2 senkende Projekte mit der “Klima Kollekte” vorgenommen und werden dies auch für alle zukünftigen Bestellungen tun. Somit können auch eingefleischte Fahrradfahrer guten Gewissens bei uns bestellen. Lasst uns gemeinsam die Welt schöner machen!
Gerlinde Baumeister
Hallo der Bericht ist
sehr informativ und freut
mich das alle Aspekte
berücksichtigt wurden??