Das Urban Change Lab ist für mich etwas ganz besonderes. Es aufzubauen eine Herzensangelegenheit. Dieser erste Blogeintrag ist schon lange überfällig, ehrlich gesagt habe ich es vor mir hergeschoben. Warum? Weil ich lieber ein Idee umsetze, als darüber zu schreiben. Weil ich sehr gerne etwas ganz konkretes mache.
Das Urban Change Lab, und damit die Möglichkeit die eigene Idee von einem Handwerker in Afrika umsetzen zu lassen, entstand nach einem langen Reifungsprozess. Final geboren wurde sie auf unserer Hochzeitsreise. Ich war auf der Suche nach einem Geschäftsmodell, durch das ich mein Leben in Deutschland und in Kenia verbinden konnte.
Etwas von Europa nach Afrika zu exportieren erschien mir als weniger hilfreich für die Menschen in Kenia und die ökonomische Entwicklung in Afrika. Ein Standardprodukt, das sich in großen Stückzahlen in Kenia einkaufen und in Europa verkaufen lässt, habe ich nicht gefunden.
Was ich gefunden habe: zahlreiche Handwerker die einer begrenzten lokalen Nachfrage gegenüber standen. Handwerker, die sich durch besondere Kreativität auszeichnen, immer auf der Suche nach einer Lösung, um letztlich etwas herstellen und verkaufen zu können.
In unserer Unterkunft (http://www.waterlovers.it/) hat sich die Besitzerin, Valentina, diesen Umstand zu Nutze gemacht und viele ihrer Ideen aus Europa lokal in Kenia umsetzen lassen – ein Meer der Kreativität. Fast jedes Teil in ihrem Hotel ein Einzelstück. Traumhaft. Valentina erzählte mir, dass es in Kenia zu jeder Produktidee einen Handwerker gibt und wie schön das ist. Ich wollte davon ein Stück mit nach Deutschland nehmen. Die Zuckerdose auf dem Frühstückstisch mit Blick auf den indischen Ozean gefiel mir, war nur für den Alltagsgebrauch etwas klein und ein Deckel fehlte für meinen Geschmack.
Bei den Handwerkern nebenan stieß ich mit meinem Anliegen auf offene Ohren. Nachdem wir uns über die Maße, das Aussehen und den Preis geeinigt hatten, bekam ich einen Tag später das „fast“ fertige Produkt. Ich fragte noch nach kleinen Änderungen hier und dort und nach einem weiteren Tag hatte ich meine ganz persönliche und für mich hergestellte Zuckerdose in den Händen.
Zurück in Deutschland merkte ich schnell, wie sehr ich mich jeden Morgen über dieses Einzelstück freue.
In den letzten Monaten habe ich dann also das Urban Change Lab aufgebaut: Eine Plattform und ein Team, über die jeder sein ganz individuelles Einzelstück bei einem Handwerker in Afrika beauftragen kann. Genau wie bei meiner Zuckerdose genügt eine sehr rudimentäre Beschreibung, was man sich vorstellt und wünscht. Je ungenauer die Beschreibung, desto mehr Kreativität wird von dem Handwerker gefordert. Andererseits lassen sich aber auch sehr genaue Vorstellungen umsetzen. Eben alles, was ein Handwerker bzw. eine Handwerkerin, ein Designer oder ein Künstler herstellen kann.
Besonders wichtig ist mir dabei, immer auch einen direkten Kontakt zwischen dem Kunden in Europa und dem Handwerker in Afrika herzustellen. Daher findet über die Plattform von der Idee bis zum fertigen Produkt eine kontinuierliche Kommunikation zwischen Kunde und Handwerker statt. Wir übersetzen jeweils zwischen der Sprache des Kunden und der des Handwerkers. Aber auch der Kontakt über das Telefon ist möglich, wir stellen die Telefonnummer des Handwerkers bereit und in Kenia, Nigeria und Ghana ist Englisch die gängige Sprache. Naja, Zoll und Versand sind immer noch eine kleine Herausforderung, aber deshalb übernehmen wir das ja und haben begonnen genau diesen Teil zu professionalisieren.
Funktioniert das Urban Change Lab schon?
Ja, es funktioniert! Die ersten Durchläufe von der Idee bis zum fertigen Produkt beim Kunden haben gezeigt, dass letztlich alle Beteiligten Spaß an der Zusammenarbeit haben und diese als fair und wertvoll empfinden. Die Qualität stimmt und Preis bzw. Bezahlung sind sowohl aus der Sicht der Kunden, als auch für den Handwerker angemessen. Übrigens setzen wir uns gerne der Kontrolle der Öffentlichkeit aus. Transparenz ist uns wichtig und so veröffentlichen wir zu allen Projekten die Preise so aufgeschlüsselt, dass deutlich wird, welcher Anteil für welchen Teil der Wertschöpfung aufgewendet wurde. Ich wünsche mir dazu, und zu allen anderen Themen rund um das Lab, einen offenen Dialog mit Euch allen, um gemeinsam die Idee des Urban Change Labs weiter zu tragen.
Also bitte sprecht mit mir und mit anderen über das Urban Change Lab. Lasst uns gemeinsam die Welt besser machen.
Eine wundervolle und funktionierende Initiative, die Jochen Baumeister mit Urban change lab eingerichtet und angestoßen hat!
Ich freue mich nun auf das Eintreffen der Umseztung meiner 1. Idee, die gestern von “meinem” Craftsman Caleb Nyakaba an Herman Sikoyo Busuru, der sich um den Versand nach Deutschland kümmert, übergeben wurde.
Lasst uns die Welt ein wenig besser machen.
Danke Caleb Nyakaba, Herman Sikoyo Busuru und natürlich an Jochen Baumeister